Englisch

Das Englische rechnet – wie auch das Deutsche – zum germanischen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie, genauer zur Gruppe der westgermanischen Sprachen. Es ist (jedenfalls de facto) Amtssprache der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreichs und Australiens sowie eine der Amtssprachen Kanadas, Irlands, Neuseelands, Maltas und zahlreicher weiterer Länder, gehört zu den Amtssprachen der Europäischen Union, des Commonwealth of Nations, der Organisation Amerikanischer Staaten, der Afrikanischen Union sowie der Vereinten Nationen und wird von über 400 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen.

Geschichte

Die Geschichte der englischen Sprache beginnt – so eine etablierte Epocheneinteilung – mit der Periode des Altenglischen oder Angelsächsischen, das sich im fünften, sechsten und siebenten Jahrhundert und also vergleichsweise sehr früh herausbildet und uns vor allem in Form eines – nach dem Protagonisten – Beowulf genannten Heldengedichtes aus dem achten Jahrhundert überliefert ist. Die einzige erhaltene mittelalterliche Handschrift des Gedichtes entsteht vermutlich um das Jahr 1000 und befindet sich heute als Exponat Cotton MS Vitellius A XV in der British Library in London. Die englische Sprache entwickelt sich sodann weiter über das Mittelenglische, dessen Periode etwa von 1100 bis 1500 angesetzt wird. Zu den bedeutendsten Texten des Mittelenglischen gehören die Tales of Caunterbury (The Canterbury Tales) des Londoner Dichters Geoffrey Chaucer (um 1343–1400), der die 24 Geschichten am Ende des 14. Jahrhunderts teils in Prosa, teils in Versen niederschreibt. Sowohl die Vollständigkeit als auch die korrekte Reihenfolge der überlieferten Geschichten ist bis heute umstritten. Die 200 Jahre von 1500 bis 1700 umspannt dann die Epoche des Frühneuenglischen, dessen wichtigster Vertreter der wohl berühmteste englische Dichter überhaupt ist: William Shakespeare (1564–1616). Zu seinen bis heute weithin bekannten Werken zählen A Midsummer Night’s Dream, The Merchant of Venice, As You Like It, Twelth Night, or What You Will, Richard III, Romeo and Juliet, Macbeth, Hamlet, King Lear, Othello und Antony and Cleopatra. Ein weiteres herausragendes Werk des Neuenglischen ist die unter James I. entstandene und 1611 veröffentlichte englische Übersetzung der Bibel für die Anglikanische Kirche, die King James Bible. Sie ist in ihrer Bedeutung vergleichbar mit der lateinischen Vulgata des Hieronymus und der deutschen Bibelübersetzung Martin Luthers. Um 1700 beginnt sodann die Epoche des Neuenglischen, das die heutige Sprachstufe des Englischen mit umfasst. Die moderne englische Sprache wird geprägt durch Schriftsteller wie Daniel Defoe (1660–1731), Robert Burns (1759–1756), Jane Austen (1775–1817), Lord Byron (1788–1824), Nathaniel Hawthorne (1804–1864), Edgar Allan Poe (1809–1849), Charles Dickens (1812–1870), Herman Melville (1819–1891), Lewis Carroll (1832–1898), Oscar Wilde (1854–1900), George Bernard Shaw (1856–1950), Arthur Conan Doyle (1859–1930), William Butler Yeats (1865–1939), Virginia Woolf (1882–1941), James Joyce (1882–1941), T. S. Eliot (1888–1965), William Faulkner (1897–1962), Ernest Hemingway (1899–1961), Samuel Beckett (1906–1989), William Golding (1911–1993), J. D. Salinger (1919–2010), Kingsley Amis (1922–1995), Truman Capote (1924–1984), Margaret Atwood (*1939) und Kazuo Ishiguro (*1954).

Standardisierung

Die Vereinheitlichung und Kodifizierung, die insbesondere ab der Zeit um 1700 versucht wird, sieht sich im Falle des Englischen zu allen Zeiten besonderen Schwierigkeiten ausgesetzt – nicht zuletzt auf Grund der weiträumigen Verbreitung der englischen Sprache. So entsteht niemals eine Stelle zur Pflege und Standardisierung des Englischen, wie sie insbesondere für das Italienische bereits ab den 1580er-Jahren mit der Accademia della Crusca etabliert ist. Stattdessen erscheinen in England im 18. Jahrhundert mehrere Einzelwerke zu Grammatik und Vokabular, die sich als maßstabsetzend erweisen. Hierzu gehören Samuel Johnsons A Dictionary of the English Language, veröffentlicht im Jahr 1755 in zwei Bänden. Es enthält neben Erläuterungen zur Herkunft von knapp 43 000 Stichworten auch Verwendungsbeispiele aus den Werken berühmter Autoren sowie eine Geschichte und eine Grammatik der englischen Sprache. Die Schwierigkeiten, denen sich Johnson bei der Erstellung seines wegweisenden Werkes gegenüber sah, lassen sich bei der Lektüre seines Briefes an den vierten Earl of Chesterfield erahnen; eine Abschrift des Briefes, angefertigt von Giuseppe Baretti nach einem Diktat Samuel Johnsons, findet sich heute als Exponat Add MS 5713 in der British Library in London. Das amerikanische Englisch erfährt seit dem Ende des 18. Jahrhunderts seine Standardisierung und zugleich eine Veränderung gegenüber dem britischen Englisch vor allem durch die Werke Noah Websters. Er veröffentlicht in den 1780er-Jahren A Grammatical Institute of the English Language in drei Bänden, bestehend aus Grammatik, Rechtschreibhilfe und Fibel, das bald zu einer wichtigen Grundlage des Schulunterrichts in den USA avanciert. 1806 erscheint dann A Compendium Dictionary of the English Language, das rund 28 000 Stichworte umfasst und in dem Webster zahlreiche Vereinheitlichungen und Vereinfachungen in der Schreibung des amerikanischen Englischen durchsetzt, die dagegen im Vereinigten Königreich keine Akzeptanz finden. Es erscheint 1828 stark erweitert als An American Dictionary of the English Language, das mit seinen etwa 80 000 Stichworten so etwas wie ein amerikanisches Pendant zu Johnsons britischem Dictionary darstellt. Überarbeitet und erweitert durch George und Charles Merriam wird es im Laufe des 20. Jahrhunderts als Merriam-Webster zu einem bis heute gebräuchlichen Standardwerk der amerikanischen Wörterbuchliteratur. Das umfangreichste Wörterbuch der englischen Sprache entsteht dagegen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im englischen Oxford: Von 1884 bis 1928 erscheint die zwölf Bände umfassende erste Auflage des Oxford English Dictionary. Die zweite Auflage des OED, an der neben vielen anderen auch J. R. R. Tolkien mitwirkt, erscheint 1989 in 20 Bänden und enthält rund 600 000 Stichworte.

Kennzeichen

Das Englische kennt in grammatischer Hinsicht mit Blick auf die Verba die beiden Modi (Aussageweisen) indicative (Wirklichkeitsform) und conditional (Bedingungsform) und die zwölf Tempi (Zeiten) simple present (Gegenwart), present progressive (Verlaufsform der Gegenwart), simple past (einfache Vergangenheit), past progressive (Verlaufsform der Vergangenheit), present perfect (vollendete Gegenwart), present perfect progressive (Verlaufsform der vollendeten Gegenwart), past perfect (vollendete Vergangenheit), past perfect progressive (Verlaufsform der vollendeten Vergangenheit), future I (Futur I), future I progressive (Verlaufsform des Futur I), future II (Futur II) und future II progressive (Verlaufsform des Futur II). Mit Blick auf die Nomina kennt das Englische grundsätzlich keine Genera (Geschlechter) und lediglich die beiden Kasus nominative (Wer-Fall) und genitive (Wes-Fall) sowie die beiden Numeri singular (Einzahl) und plural (Mehrzahl).

Wortschatz

Wie bei allen anderen Sprachen, so ist auch im Falle des Englischen die genaue Bestimmung des Wortschatzes schwierig; sein Umfang ist stark definitionsabhängig. Der Wortschatz des Englischen wird jedoch vielfach auf rund 600 000 Lexeme geschätzt und ist damit vermutlich größer als der des Deutschen und Italienischen. Allerdings handelt es sich dabei um einen weitgehend theoretischen Wert. Einen besseren Eindruck erhält, wer bedenkt, dass Shakespeare in seinem Werk bekanntermaßen 31 534 verschiedene Worte verwendet haben soll, während der Wortschatz im Werk Ibsens auf etwa 27 000 Wörter geschätzt wird.

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